Einen freien Redner für die Hochzeit finden
Nachdem ich Kristina Kutz von „In Worte gezaubert“ – freie Rednerin für Hochzeiten – das erste Mal live erlebt hatte, war klar, dass wir uns unbedingt einmal länger zum Thema Trauredner unterhalten müssen. Ihre Art, die Geschichte eines Brautpaars zu erzählen und tiefgehende, ehrliche Trauzeremonien durchzuführen, ist wirklich etwas ganz Besonderes. Aber als Einstieg in das Thema freie Redner schaut ihr euch am besten das Video mit der Trauzeremonie von Annie und Kazu an, mit Kristina als Traurednerin.
Video von Kreativ Wedding https://www.kreativ-wedding.de
Ok, nachdem wir alle den Kloß im Hals runtergeschluckt haben, geht’s los mit unserem Gespräch.
Kristina, wie bist du eigentlich freie Rednerin für Hochzeiten geworden?
Ursprünglich – und auch heute noch – gebe ich als Coach Menschen jeden Alters Einzelsitzungen und früher blieb mir auch noch Zeit, eigene Seminare zu geben und Meditationen zu entwickeln. Vor ca. zwei Jahren hat mich dann eine Freundin gefragt, ob ich eventuell einen Trauredner kenne, der so ist wie ich. Nachdem sie die Frage ausgesprochen hatte, schien es uns nur logisch, dass ich die Trauzeremonie durchführe. Und so kam ich zu meinem ersten Engagement als Traurednerin. Das große Glück – und dafür bin ich wirklich sehr dankbar – war, dass die Trauung von Kreativ Wedding gefilmt wurde. Das Video habt ihr eben gesehen. Und ab da ging es mit den Hochzeiten richtig los, sodass ich heute, gar nicht so lange nach meinem Start, sehr viele Anfragen habe, die ich leider gar nicht alle annehmen kann, da ich mir vorgenommen habe, nur eine Trauung pro Tag anzubieten.
Als ich dich das erste Mal live erlebt habe, habe ich sofort gemerkt, dass du nicht wie alle anderen Trauredner bist. Was ist das Besondere bzw. wie sieht deine persönliche Herangehensweise an Hochzeiten aus?
Dadurch, dass ich ja quasi in die Materie „hereingerutscht“ bin, hatte ich ein für mich vollkommen freies Spielfeld, auf dem ich meinen ganz eigenen unverkennbaren Stil entwickeln konnte. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie der Ablauf einer freien Trauung aussehen könnte und habe dafür bestimmte Elemente entwickelt, die es ähnlich auch bei meinen Kollegen mit langjähriger Erfahrung gibt und dennoch irgendwie alle eine Prise Liebe „In Worte gezaubert“ enthalten. Im Zentrum steht bei mir neben zwei ausführlichen Traugesprächen ein von mir ausgearbeiteter, persönlicher Fragebogen für das Paar und ebenso für ihre Trauzeugen, den ich sie bitte auszufüllen. In meinem Fragebogen für das Brautpaar geht es nicht um die Geschichte der Beziehung – die sprechen wir in den Traugesprächen an –, sondern um die eigene Rolle in der Beziehung, was hält einen beim Partner, warum ist dieser so anders, dass man nicht ohne ihn sein möchte. Zentraler Punkt für mich ist, dass wir keine Trau-„Show“ inszenieren, sondern etwas wirklich Verbindliches schaffen, etwas, dass viel verbindlicher als eine Unterschrift beim Standesamt sein kann. Wir sollten nicht vergessen: Die Trauung ist das wichtigste Element des Hochzeitstags und deshalb gilt es, damit sehr empathisch und verantwortungsbewusst umzugehen.
Und wie sieht das in der Praxis aus?
Das Ja-Wort besteht bei mir nicht aus den klassischen Fragen, die jeder kennt – „willst du sie lieben, achten und ehren etc.“. Bei dem Ja-Wort, das ich als freie Rednerin bei Hochzeiten in den Mittelpunkt stelle, geht es darum, wie der einzelne die Beziehung bereichern kann. So entwickele ich für die Braut und den Bräutigam drei bis vier ganz individuelle Fragen, die nur etwas mit ihnen persönlich zu tun haben und die es so nur für sie gibt. In diesem Moment rede ich etwas resoluter, da packe ich meine Paare bei der Ehre. Das, was sie sich versprechen, muss ihnen auch etwas bedeuten.
Trauzeremonien sind ja sehr emotional und persönlich. Wie gehst du damit um?
Ich kann aufgrund meiner Erfahrungen als Coach Emotionen sehr gut zulassen – sie gehören ja dazu! Manchmal ist es auch gut, Emotionen erst einmal herauszulassen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein geliebter Mensch fehlt, vielleicht, weil er verstorben ist oder aus anderen Gründen nicht da sein kann. Dann ist es meiner Ansicht nach besser, dies auch auszusprechen und dem Gefühl des Vermissens erst einmal nachzugeben, damit sich danach alle – Brautpaar und Gäste – besser und freier auf die Trauung einlassen können.
Was ist für dich das wichtigste Element innerhalb der Trauzeremonie?
Das ist für mich das Trauversprechen, das sich das Brautpaar gibt. Denn dann stehen nicht nur fremde, sprich meine, Worte im Raum. Ich gebe den Paaren auch gerne Anregungen dafür: Sagt euch das, was ihr euch vielleicht noch nie gesagt habt, was ihr am anderen schätzt, was ihr in die Ehe einbringen möchtet. Mir persönlich ist es dabei egal, ob das Trauversprechen mit einem Mikro gesagt oder ins Ohr geflüstert wird. Oder ob vom Zettel abgelesen oder ein Brief übergeben wird.
Wie gehst du beim Schreiben deiner Traureden vor? Hast du gewisse Bausteine, die du wiederverwendest?
Meine Reden sind wirklich total individuell, haben jedoch alle einen ähnlich logischen Aufbau. Ich verwende auch keine Zitate aus der Literatur oder Gedichte oder Gleichnisse. Durch das vorhergehende Traugespräch und die Fragebögen habe ich Zugang zu sehr vielen Hintergrundinformationen und versuche in der Rede die Essenz der Liebesgeschichte widerzuspiegeln. Wenn mich dann die Muse küsst – ob vormittags um 10 oder nachts um 4 – setze ich mich hin und schreibe, gerne mit einer Tasse grünem Tee und einer Kerze neben mir. Ich habe auch immer einen kleinen Block zur Hand, falls mir etwas einfällt, das ich in der Rede eines bestimmten Paares unbedingt verwenden möchte. Meine Wortwahl würde ich als romantisch ohne kitschig zu sein, als wortschatzreich und auch humorvoll bezeichnen. Und ich würde nie Witze auf Kosten meines Paares machen. Ich sage immer, dass ich mehr Zeit mit meinem Paar verbringe als mein Paar mit mir und deshalb ist es auch mir so wichtig, dass wir uns wirklich mögen. Pro Brautpaar plane ich ca. 25-30 Stunden – vom Vorgespräch bis zur Trauung – ein.
Mal ganz allgemein: Was sind die Vorteile einer freien Trauung bzw. für welche Paare ist sie das Richtige? Was sollte man grundsätzlich wissen?
Der Vorteil ist, dass eine freie Trauung ganz individuell gestaltbar ist; im Gegensatz zu einer kirchlichen Trauung, die gewissen Regeln und Inhalten folgt. Eine freie Trauung kann persönlich oder weniger persönlich sein, an einem beliebigen Ort stattfinden – oder sagen wir mal so, an jedem Ort, den man mieten kann oder der einem gehört – und inhaltlich und vom Ablauf her frei gestaltet werden. Es können Musik oder Gäste eingebunden werden, es kann ein Motto oder eine bestimmte Deko geben. Und freie Trauungen sind für alle offen, auch gleichgeschlechtliche Paare oder wenn einer der beiden geschieden ist. Eine freie Trauung ist allerdings nicht rechtsverbindlich, dafür muss das Paar weiterhin zum Standesamt gehen. Außerdem kann sie von jedem durchgeführt werden, man braucht keine bestimmte Zulassung als Trauredner. Für wen man sich auch immer als freien Redner für die Hochzeit nach dem ersten unverbindlichen Kennenlerngespräch entscheidet: Am allerwichtigsten ist, dass das Paar und der Trauredner auf einer Wellenlänge liegen und hier gibt es eine vielfältige Auswahl. Wenn die Chemie stimmt, kann die Trauzeremonie das Brautpaar am besten widerspiegeln.
Fotografien von:
Doreen Kuehr, Jessia and Markus, Kreativ Wedding, Manuel Thome und Nancy Ebert.
Eine kleine Liste der Trauredner, die ich selbst schon erlebt habe und absolut empfehlen kann, findest du auf meiner „Partner“-Seite.